Kürzlich war es soweit: Ich habe die schöne Zahl 69 › hinter mir gelassen und ein neues Jahrzehnt begonnen.
Gefeiert wurde über mehrere Wochenenden verteilt, obwohl ich eigentlich gar nichts geplant hatte. Ich fand: kein Thema, kein Grund, großes Aufhebens zu machen. Es ist ja nur eine neue Zahl …
Tja, so dachte ich … aber als dann der Tag näher kam, fragte ich mich doch – hm, wieso erkundigt sich niemand, was ich vorhabe? Und ich merkte, dass mich das wurmte.
Und dann fiel das Wort „Überraschung“
Und dann bekam ich zufällig mit, wie da im Hintergrund getuschelt wurde und das Wort Überraschung fiel.
Und es ist dann auch wirklich eine tolle Überraschung geworden: Eine Geburtstagsreise nach Venedig, ausgeheckt von meinem Mann und meiner Ältesten. Und zwar mit einem Umweg über Grado, diesem hübschen Adriastädtchen im Friaul, wo ich als Kind, und später, als meine eigenen Kinder klein waren, so manche Sommerferien verbracht habe.
Es ist die Idee meiner Tochter, diesen nostalgischen Abstecher in unsere gemeinsame Vergangenheit zu machen. Eine zauberhafte Idee! voller „Weißt du noch“ und „Schau mal, das gibt es wirklich noch“ und „Mein Gott, wie schön/wie häßlich, was sie da jetzt gebaut haben …“
Wir sind herumgelaufen, haben die alten Stätten von früher aufgesucht und staunend festgestellt, wie viele versteckte Schönheiten des Inselstädtchens uns damals entgangen sind.
Abends gab es dann ein köstliches Fischessen in einem von außen recht unauffälligen Lokal ››, am Rand der Altstadt im Fischereihafen gelegen. Frischer kann Fisch wirklich nicht sein – und besser zubereitet auch nicht. Es war ein schöner und durchaus feuchter Abend, nicht nur, was das Wetter betrifft ….
Sogar das Wetter bereitet mir eine Geburtstagsfreude
Die Sonne bricht durch die Wolken, als wir am nächsten Tag nach einem für Italien unüblichen, reichhaltigen Frühstück inklusive Geburtstagskuchen nach Venedig aufbrechen. Venedig! Diese traumhaft schöne, irgendwie magische Stadt, der eine melancholische Herbstimmung so besonders gut steht. Ich liebe die Serenissima!
Und nun kommt die nächste Überraschung:
Wir beziehen eine geschmackvoll eingerichtete Dachwohnung, direkt am Wasser zwischen Markusplatz und Arsenale gelegen, nahe der Anlegestelle San Zaccaria. Von der großen vorderen Dachterrasse öffnet sich ein wunderschöner Panoramablick über die Stadt und ihre wichtigsten Sehenswürdigkeiten: den Campanile und die Kuppeln des Markusdoms, Santa Maria della Salute, die trichterförmige Einfahrt zum Canal Grande. Im Hintergrund erstreckt sich der Lido, davor die Insel Giudecca.
Ein dramatischer Himmel mit dunklen Wolken, durch die gleißend das Licht der abendlichen Sonne bricht, Schiffe tuten, Möwen kreischen, und ein Gitarrenspieler unten am Ufer spielt wehmütige Lieder.
Es ist ein atemberaubendes Bild, das sich ständig ändert. Wir sitzen da und schauen und können uns nicht sattsehen.
Das unbekannte Venedig bei Nacht
Und dann noch eine Überraschung: Anna, meine „Bonus“-Tochter, stößt zu uns, mit einer Flasche Schampus, die wir gleich auf meinen Geburtstag leeren.
Ich erfahre, dass Anna schon seit ein paar Tagen hier in Venedig ist, was dann der Auslöser für diese tolle Idee war. Sie kennt Venedig wie ihre Westentasche, und über verwunschene Plätze, verborgene Brücken und durch verwinkelte Gassen führt sie uns zu einer winzigen Osteria ››, wo ein köstliches Geburstagsessen auf uns wartet.
Abseits vom Touristenparcours
Am nächsten Tag muss Anna leider schon heimfahren, aber sie gibt uns noch eine Menge Tipps, vor allem zu guten Lokalen. Also streifen wir allein durch die Stadt, lassen uns hierhin und dorthin treiben, ohne festen Plan. Mit einer Gondel setzen wir über den Canal Grande. Ein Vaporetto gleitet mit uns an den alten Palazzi vorbei. Irgendwo steigen wir aus, laufen durch entlegene, vom Tourismus unberührte Viertel. Wir kosten „Chichetti“ ›› , (Tipp von Anna), üppig belegte Häppchen, die man in winzigen Lokalen bekommt, vor denen die (einheimischen) Gäste in langen Schlangen anstehen. Wir sehen uns eine Ausstellung im Guggenheim-Museum ›› an und werfen einen Blick in einige der zahlreichen berühmten Kirchen Venedigs.
Und abends gibt es köstliche venezianische Spezialitäten, noch ein Geheimtipp von Anna, abseits der Touri-Rennstrecke und eher Eingeweihten bekannt.
Das Wetter hat es durchgehend gut mit uns gemeint. Erst am nächsten Morgen, am Tag unserer Heimfahrt, fängt es erneut an zu regnen, wie schon so oft in diesem von Unwettern heimgesuchten Herbst.
Die Türen von Häusern und Geschäften werden wieder gegen das kommende Hochwasser verbarrikadiert, die hölzernen Laufstege zurechtgerückt.
Leute laufen mit Gummistiefeln herum, überall werden überteuerte Plastiküberzieher für Schuhe und bunte Regenmäntel angeboten.
Uns aber bringt die Fähre noch rechtzeitig vor dem großen Regenguss zu unserem Auto nach Punta Sabbione zurück.
Das Feiern geht weiter …
So ist dieses ganz besondere Geburtstagswochenende vorüber gegangen, voll von Erinnerungen und neuen Entdeckungen und wunderbaren Erlebnissen!
Doch damit ist es noch nicht vorbei! Ein Wochenende später gibt es eine Nachfeier mit der restlichen Familie und lieben Freunden. Und dann ist da noch eine weitere große Überraschung, diesmal von Tochter Nummer zwei: zusammen mit meinem Mann und den zwei Enkeltöchtern darf ich ein wunderschönes Streichkonzert mit den Weltklasse-Musikern Julia Fischer, Nils Mönkemayer und Daniel Müller-Schott genießen.
Und ein gemeinsamer Theaterabend mit meinem ältesten Enkel steht auch noch an.
Fazit der Jubilarin: schöner (und ausgedehnter) kann man in ein neues Lebensjahrzehnt nicht hinübergleiten!
Und wenn die Vorhersagen für das neue Lebensjahrzehnt in dem von meiner jüngsten Enkelin liebevoll gebastelten Geschenk wahr werden sollten (Beispiele: „Du wirst für den Rest deines Lebens glücklich sein“, „Du wirst mindestens fünf Urenkel bekommen“ oder „Du wirst für immer Menschen, die dich lieben, um dich haben, selbst wenn sie nicht da sind“), dann kann ich nur begeistert rufen:
Heij, Leute, so ein runder Geburtstag ist eine tolle Sache und der Beginn eines wunderbaren neuen Lebensabschnitts!
Anne schreibt
Tolle Erlebnisse, ich will auch runden Geburtstag haben! Wie schön, dass ich ein kleiner Teil von deinem sein durfte, liebe Ulrike, und dass wir unserem gemeinsamen Leben ein paar weitere Erinnerungen hinzufügen konnten.
Ulrike schreibt
Kriegst du, liebe Anne! Du bist ja schon bald seit 5 Jahrzenten wichtiger Teil meines Lebens – und wirst es bleiben, so lang dieses Leben dauert. Danke nochmal für deinen ganz erheblichen Anteil an diesen unvergesslichen Geburtstagserlebnissen!