• Zur Hauptnavigation springen
  • Zum Inhalt springen
  • Zur Seitenspalte springen
  • Zur Fußzeile springen

eigenleben.jetzt

Das Geschenk der späten Jahre

  • Ulrikes Blog
  • EIGENSINN – DAS GESCHENK DER LETZTEN JAHRE
EigenSinnBücherParis-Rom oder Die Modifikation
Buchtitel Radisch und Butor. Foto: Ullrike Ziegler
Zwei fesssende Bücher: Radisch und Butor. Foto: Ulrike Ziegler

Ein großartiges Buch von Michel Butor

Paris-Rom oder Die Modifikation

Ich hatte noch nie von ihm gehört, obwohl er einer der wichtigsten Autoren des Nouveau Roman war: Michel Butor. Entdeckt habe ich ihn in einem Buch von Iris Radisch. Sie hat mit Michel Butor ein »Lebensendgespräch« geführt, das meine Neugier geweckt hat. Ich hab mir das Buch gekauft, über das sie gesprochen haben – und es hat mich beistert!

2 Kommentare
Autorin: Ulrike

Vor einigen Monaten habe ich mir ein Buch gekauft, über das ich irgendwo eine positive Rezension gelesen hatte: Die letzten Dinge von der Journalistin und Literaturredakteurin der ZEIT, Iris Radisch.
Dann verschwand es im Stapel der noch ungelesenen Bücher – bis es mir vor ein paar Wochen zufällig wieder in die Hände fiel. Ich hab mir den Titel näher angesehen und den Untertitel Lebensendgespräche entdeckt, darunter eine Liste mit Namen durchweg berühmter Autoren, von denen ich die meisten sehr schätze.

Ich hab also angefangen zu lesen – und das Buch hat mich sofort gefangenengenommen. Internationale Schriftsteller und Intellektuelle berichten darin im Gespräch mit der Autorin, wie das Schreiben ihr Leben beeinflusst hat und zu welchen Einsichten und Erkenntnissen sie am Ende ihres langen Lebens gelangt sind.

Ein Foto von Michel Butor. Foto: Ulrike Ziegler
Ein Foto von Michel Butor in einem typischen Outfit ist dem Gespräch vorangestellt. Foto: Ulrike Ziegler

Unbedingt lesenswerte Gespräche

Alle diese Texte, denen die Autorin jeweils ein Foto ihres Gesprächspartners vorangestellt hat, sind spannend zu lesen. Zwei der Autoren aber, die mir bisher fremd waren, haben mich besonders interessiert und ich habe mir die besprochenen Bücher besorgt.
Hier möchte ich über das Buch Paris-Rom oder Die Modifikation (im Original: La Modification) des französischen Autors Michel Butor, einem der bekanntesten Vertreter des Nouveau Roman, schreiben.

Das französische Wort »modification« kann man mit »Abänderung« oder auch »Wesenveränderung« übersetzen – beides trifft auf das Thema dieses Romans zu, für den der damals 31-jährige Autor im Jahr 1957 den renommierten Prix Renaudot erhalten hat.

Es geht um Léon Belmont, den französischen Handelsvertreter einer italienischen Schreibmaschinenfirma mit Sitz in Rom, der mehrmals im Jahr geschäftlich mit dem Zug von seinem Wohnort Paris nach Rom zu seinen Arbeitgebern reist.
Bei einem dieser Rom-Aufenthalte lernt er eine junge Frau – halb Französin, halb Italienerin – kennen, mit der er ein Verhältnis beginnt.
Der Roman setzt ein mit dem Beginn einer solchen Reise, die der Protagonist diesmal allerdings privat unternimmt: er möchte die Geliebte mit seiner Entscheidung überraschen, dass er Frau und Kinder in Paris verlassen will, um zukünftig dort mit ihr zusammen zu leben. Einen Arbeitsplatz für sie hat er schon gefunden, die gemeinsame Wohnung wird er auch noch besorgen.

Die äußere Reise wird zu einer inneren

Während der 21 Stunden dauernden Reise schlüpft der Leser buchstäblich in die Haut des Protagonisten und erfährt durch dessen Gedanken und innere Monologe den Hintergrund der Geschichte, seine Erinnerungen und Pläne, seine Träume und Halluzinationen. Je mehr der Reisende sich Rom nähert, um so mehr hinterfragt er die Entscheidung, die er getroffen hat. Und als er sein Ziel erreicht, wird klar, dass er die Geliebte nicht treffen und ein neues Leben mit ihr beginnen wird, weil er verstanden hat, dass sich damit nichts für ihn ändern wird, sondern dass er mit dieser neuen Frau in genau die gleiche Abhängigkeit geraten wird, die ihn seine aktuelle Situation so hassenswert macht.

Buchtitel Michel Butor La Modification. Foto: Ulrike Ziegler
Buchtitel Michel Butor La Modification. Foto: Ulrike Ziegler

Die Reise nach Rom bedeutet also nicht nur eine Ortsveränderung sondern auch eine Wesensveränderung des Protagonisten.
Schon im ersten Satz wird der Reisende vom Erzähler mit »du« (in der Originalversion mit »vous«) angesprochen, was einen als Leser zunächst irritiert, dann allerdings aber schnell dazu führt, das man sich mit Léon Delmont identifiziert, seine Gedanken und Zweifel zu seinen eigenen macht.

Das Buch hat mich fasziniert

Das Buch (ich habe es im Original gelesen) hat mich unglaublich fasziniert.
Wie reale Reiseeindrücke Léons Gedanken in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft springen lassen, welche Assoziationen die verschiedenen Mitreisenden in ihm wecken, wie sich seine Persönlichkeit im Laufe der Reise verändert, all das finde ich ganz großartig dargestellt.
Dieses Buch ist eins der besten, die ich zuletzt gelesen habe und ich empfehle er wärmstens allen, die sich für außergewöhnliche Literatur interessieren.

In der französischen Ausgabe gibt es am Ende des Buches von dem französischen Schriftsteller und Ethnologen Michel Leiris ››  noch eine lesenwerte Analyse des Textes für literaturwissenschaftlich Interessierte: »Le réalisme mythologique de Michel Butor« (1958).
Die deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Helmut Scheffel (dt. Titel: Paris-Rom oder Die Modification) wurde 2017 vom Suhrkamp Verlag neu herausgegeben.

  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • drucken 

Leser-Interaktionen

Was Sie noch interessieren könnte:

Poltisch im Internetz

„Auhwehzwick 2.0“

Poltisch im Internetz

JETZT
LESEN
Die Krähe im Kirschbaum

Ich habe meinen ersten Roman veröffentlicht. Endlich!

Die Krähe im Kirschbaum

JETZT
LESEN
Der Putz bröckelt

Wie wir unsere Umwelt zerstören

Der Putz bröckelt

JETZT
LESEN

Kommentare

  1. dodo lazarowicz schreibt

    18. August 2024 um 14:46

    das kling tatsächlich spannend. was ich mich frage: leon plant das neue leben mit der neuen frau im alleingang, um der das ergebnis zu präsentieren. kommt er gar nicht auf die idee, dass man so etwas auch als überfall bewerten könnte und dass sie nein sagt?
    klärt sich inm lauf der reise, warum er derart in abhängigkeit geraten ist, die er hasst? und wieso kommt er zu dem ergebnis, dass das verhältnis enden wird wie seine jetzige ehe?
    somit wird er nicht sein leben modifizieren, sondern nur seine sicht der dinge und eventuell sein verhalten zu der „alten“ frau?
    danke für die besprechung, ulrike
    dodo

    Antworten
    • Ulrike schreibt

      18. August 2024 um 15:11

      Liebe Dodo, alle deine Fragen werden in dem Buch beantwortet – das ist ja gerade das Thema, dass der Protagonist im Laufe der Reise sich über viele Dinge klar wird und dass der Leser den gesamten Hintergrund kennenlernt. Danke für deinen Kommentar!

      Antworten

Ich freue mich über Eure Meinung! Antwort abbrechen

Seitenspalte

Kategorien

  • Alle Themen
  • Bücher
  • Essen
  • Familie
  • Gesundheit
  • Hobby
  • Kultur
  • Menschen
  • Persönliches
  • unterwegs

Beiträge

Mein erster Roman ist veröffentlicht. Foto: Ulrike Ziegler

Ich habe meinen ersten Roman veröffentlicht. Endlich!

Die Krähe im Kirschbaum

Es war ein langwieriges Projekt: Eigentlich hatte ich den Wunsch, mal ein eigenes Buch zu schreiben, schon seit meiner Schulzeit. Vor jetzt 13 Jahren habe ich es dann in Angriff genommen. Es gab viele Schreibpausen, immer wieder Neuanfänge, Überarbeitungen, Zweifel … und jetzt ist es fertig!

zum
Beitrag
Französische Serviette als Dekoration. Foto: Ulrike Ziegler

Jacques’ Käseparty – französische Lebensart in Seefeld

La vie est belle!

Unsere französische Konversationsgruppe ist zu einer privaten Käse-Degustation bei einem unserer Mitglieder eingeladen worden. Es war ein überaus genussvolles Erlebnis!

zum
Beitrag
Das Goldmund Quartett. Foto: Ulrike Ziegler

Das Goldmund Quartett hat in Wörthse ein Konzert gegeben

Musiker von Weltruf hier bei uns!

Neulich sind wir spontan in die Aula der Wörthseer Grundschule gegangen, um ein weltbekanntes Streichquartett zu hören. Es war großartig!

zum
Beitrag
Kleine Maus in der Falle. Foto: Ulrike Ziegler

Im Mäuseparadies

Aus die Maus?

Seit ein paar Wochen haben wir Mäuse auf unserem Balkon. Und die stellen uns vor einige Fragen: Wie sind sie da raufgekommen? Sobald wir eine gefangen haben, kommt eine neue … wie kann das sein? Und wann hört diese Invasion auf? Wir üben uns in Geduld …

zum
Beitrag

Kommentare

  • Die Krähe im Kirschbaum - EigenSinn bei Das Buch
  • Doulas sind Hebammen für die Seele - eigenleben bei Das Alter ist nur eine Zahl
  • La vie est belle! - EigenSinn bei »Unsere Herzen – Ein Klang«
  • Ulrike bei Paris-Rom oder Die Modifikation
  • dodo lazarowicz bei Paris-Rom oder Die Modifikation

Archiv

  • November 2025
  • November 2024
  • August 2024
  • April 2024
  • September 2023
  • Januar 2023
  • Oktober 2022
  • August 2022
  • Juli 2022
  • Juni 2022
  • März 2022
  • Januar 2022
  • Juli 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • November 2020
  • Oktober 2020
  • März 2020
  • Januar 2020
  • Oktober 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • Oktober 2018
  • September 2018
  • August 2018
  • April 2018
  • März 2018
  • Januar 2018
  • Dezember 2017
  • November 2017
  • Oktober 2017
  • September 2017
  • August 2017
  • Juli 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017

Stichworte

Adoption Alter Ausstellung Buch Café eigenleben Depression Dokumentarfilm Einsamkeit Eltern Emotionen Familie Film fit Gefühl Genuss Gesundheit Herbst Kinder Kindheit Landleben Leben Liebe Ligurien Marstall Schloss Berg München Natur Reise Reisen Roman See spannend Spaß Sport Stress Südtirol Tod Tourismus Training Urlaub Wandern Weltrekord Winter Wohnungssuche Wörthsee Yoga

Footer

  • Impressum
  • Datenschutz

Das Magazin eigenleben.jetzt ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Marli Bossert Stiftung