Ein Haus, in dem man alle Räume kennt, ist nicht wert, bewohnt zu werden.
Giuseppe Tomasi di Lampedusa
Wie vor einiger Zeit in diesem Blog berichtet, haben wir unsere Wohnung in München verkauft. Seitdem sind wir auf der Suche nach einer neuen Bleibe außerhalb der Stadt.
Nun haben wir von kurzem über private Beziehungen vom Verkauf einer ehemaligen „Zwergschule“ auf dem Land erfahren. Wir haben uns das Haus angesehen und waren sofort begeistert. Das Gebäude aus den 1890er Jahren ist wunderschön renoviert, es ist voller liebevoller Details, es atmet Geschichte, es ist sehr geräumig, es hat einen hübschen Garten, in dem eine herrliche alte Fichte steht.
Aber: es liegt mitten in der Pampa, um nicht zu sagen, am A … der Welt. In einem kleinen Weiler, 850 Meter über dem Meer. Es gibt keinen einzigen Laden, keine öffentlichen Verkehrsmittel. Das heißt, ohne eigenes Auto geht gar nichts. Das nächste Dorf liegt in der einen Richtung 3 km weg, mit dem Fahrrad gut zu erreichen, wenn das Wetter mitspielt (im Winter gibt es hier viel Schnee). In der anderen Richtung ist das nächste Dorf 5 km entfernt. Dorthin führt die Straße steil bergab. Das bedeutet, auf dem Heimweg muss man das mit den Einkäufen beladene Fahrrad schieben. Oder eben das Auto nehmen.
Wir waren jetzt dreimal dort und haben keinen Menschen gesehen. Das muss nichts heißen. Man kann die Menschen gezielt aufsuchen, nachbarschaftliche Kontakte knüpfen.
Gegenüber vom Haus gibt es eine hübsche kleine Kirche mit Friedhof, auf dem noch viel Platz ist. Daneben einen etwas heruntergekommenen Bauernhof, in dem ein einsamer Bauer ums Überleben kämpft. Dann noch ein riesiges leerstehendes Pfarrhaus, das langsam verfällt, einen weiteren Bauernhof und verstreut ein paar andere Häuser. Vielleicht zwanzig, alle zusammen.
Einsamkeit pur.
Kann auch schön sein. Auf jeden Fall das absolute Kontrastprogramm zum Stadtleben, eine Erfahrung, die man machen und, falls es doch nicht passt, auch wieder aufgeben kann. Wenn wir 40 oder auch 50 wären – kein Thema! Aber in unserem fortgeschrittenen Alter …
Es ist wirklich ein sehr schönes Haus, im reizvollen Ostallgäuer Voralpenland gelegen. München ist mit dem Auto in knapp eineinhalb Stunden zu erreichen. Per Bahn ist es komplizierter und dauert um einiges länger.
Um die schöne Landschaft zu genießen, muss man erst ein Stück ums Eck gehen, denn vom Standpunkt des Hauses gibt es keine Aussicht.
Doch das Haus selbst ist ein Schmuckstück, und stünde es nicht an diesem gottverlassenen Ort, wäre es sicher unerschwinglich. Der völlig überhitzte aktuelle Wohnungsmarkt läßt grüßen. Es ist aber auch ein Liebhaberojekt, und damit ist der Markt im Fall eines Wiederverkaufs recht beschränkt.
Wir sehen uns auch nach Alternativen um. Doch was sonst so im Angebot ist, ist entweder krottenscheußlich oder unbezahlbar.
Was tun? Die Entscheidung ist schwer, sie kostet uns schlaflose Nächte. Mal sagen wir, das ist es! Dann wieder sind die Fragezeichen bedrohlich groß.
Im Sinne von Lampedusas Spruch müssten wir es tun. Den Sprung ins Ungewisse wagen. Es wäre eine Erfahrung mehr, im besten Fall eine Bereicherung. Vielleicht aber auch ein Fehler? Was ist bei Krankheit, altersbedingten Einschränkungen, Gebrechlichkeit? Wer weiß schon, was kommt. Soll man wegen solcher Unwägbarkeiten, die im Grunde das ganze Leben begleiten, immer nur das Bekannte, Gesicherte wählen?
Möglicherweise gibt uns das Schicksal ja einen Wink, der uns sagt, was zu tun ist.
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