Einmal im Monat treffe ich mich hier in Wörthsee mit Freundinnen und Freunden der französischen Sprache und Kultur in der Gemeindebücherei zum zwanglosen Plaudern. Und manchmal gehen wir zusammen nach Seefeld ins Kino ›, wo es jeden Montag einen Film in Originalsprache mit Untertiteln zu sehen gibt.
So haben wir uns im Februar diesen Jahres gemeinsam den Film La Passion de Dodin Bouffant (dt. Titel: Geliebte Köchin ››) mit der großartigen Juliette Binoche in der Hauptrolle angeschaut.
Als wir dann beim Hinausgehen über den Film diskutiert haben – natürlich auf Französisch, das ist bei solchen Gelegenheiten ein Muss! – hat uns ein Mann angesprochen, ein Franzose, wie sich schnell herausgestellt hat, der mit seiner deutschen Frau in Seefeld lebt.
Er wollte wissen, was wir für eine Gruppe sind, wir haben uns ein bisschen unterhalten und er hat sich bereit erklärt, bei uns als Muttersprachler mitzumachen.
Jacques hat immer gute Ideen
Uns so ist es dann auch gekommen. Wenn Jacques dabei ist, geht es ganz schön rund bei unseren Treffen! Er hat immer viele Geschichten zu erzählen und bringt sich mit Ideen für besondere Aktivitäten ein – zum Beispiel das gemeinsame Singen von Edith Piaf-Chansons.
Und eine von diesen Ideen war, dass er uns zu einer Degustation von französischem Käse zu sich nachhause eingeladen hat. Als Termin dafür hat er den 23. November vorgeschlagen, also letzten Samstag, weil er dann von einer Frankreichreise zurück sein wollte, auf der er alle die köstlichen Käsesorten einkaufen würde, die wir probieren sollten.
Der Käseexperte
Jacques kennt sich aus mit gutem Käse – nicht nur, weil er Franzose ist und deshalb großen Wert auf einen Käse legt, der genau die richtige Reife hat, sondern auch, weil er früher in seiner Heimat beruflich mit Käse (und auch mit Wein) zu tun hatte.
Wir konnten demnach mit Recht erwarten, von einem echten Kenner bewirtet zu werden und viel Neues über diese typisch französische Köstlichkeit zu erfahren.
Und so haben wir uns also vergangenen Samstag um Punkt 12 Uhr mittags zu acht in Seefeld eingefunden.
Jacques und seine reizende Frau Charlotte haben uns in ihrem Zuhause herzlich empfangen und uns erst mal mit ein paar Runden Sekt in Genießer-Stimmung versetzt.
Dreizehn verschiedene Käse durften wir probieren
Dann wurden wir gebeten, an dem großen, liebevoll gedeckten Esstisch im sonnigen Wintergarten Platz zu nehmen, und zwar in von Jacques vorgegebener und streng überwachter Sitzordnung.
Durch die Tischmitte zog sich eine Reihe von dreizehn verschiedenen Käsesorten, dekorativ auf ihrer jeweiligen Verpackung präsentiert. Es waren für die verschiedenen Herkunftsregionen repräsentative Sorten, geordnet von mild über kräftiger bis sehr kräftig und schließlich »extrem nach Kuhstall« duftend.
Darüber waren an einer Schnur Ausdrucke mit Informationen zu den diversen Käsespezialitäten wie Herkunftsregion, Herstellungsweise, die dazu passenden Getränke, Rezeptideen, Besonderheiten und geschichtlicher Hintergrund so aufgehängt, dass jeder Gast sich zum jeweils probierten Käse bequem weiterbilden konnte.
Jacques hat dann zu jedem einzelnen Käse das Wissenswerte erzählt, gewürzt mit Anekdoten und natürlich auch der genauen Anweisung, wie die verschiedenen Käseformen richtig aufzuschneiden sind, damit jeder Esser alle Schichten vom Kern bis zum Rand kosten kann.
Wir haben viel gelacht …
Dazu gab es den jeweils passenden Wein in kleinen Dosen, gerne auch wiederholt in kleinen Dosen, und die Stimmung wurde entsprechend immer gelöster. Manch einer der Gäste fühlte sich ermutigt, eigene (gute oder auch nicht so gute) Erfahrungen mit Käse in oder außerhalb von Frankreich zum Besten zu geben.
Es wurde viel gelacht! Miteinander und manchmal auch übereinander …
Und natürlich haben wir uns auch über andere persönliche Erlebnisse im Heimatland unseres Gastgebers ausgetauscht.
Jacques als stolzer Bayer!
Für mich war besonders erstaunlich, dass von den zehn Personen am Tisch sechs schon mal den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen waren, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, und dabei viele interessante Erfahrungen auch auf dem Weg durch Frankreich gemacht haben.
Und unser Gastgeber hat uns erzählt, dass er seine Frau auf eben einer solchen Pilgerfahrt vor gar nicht so langer Zeit kennen und lieben gelernt hat, dass er, der damals kaum ein Wort detusch gesprochen hat, für sie nach Deutschland gekommen ist und inzwischen die deutsche und – noch viel wichtiger! – sogar die bayerische Staatsangehörigkeit erworben hat…
Es war ein wunderbares Erlebnis
Gegen vier Uhr am Nachmittag ist Jacques‘ Käseparty dann langsam zu Ende gegangen.
Viel köstlichen Käse (und Wein) haben wir an diesem Samstag genossen, viel Neues und Interessantes und auch Lustiges haben wir erfahren.
Es war ein wunderbares Erlebnis, liebe Charlotte und lieber Jacques, das ihr uns geboten habt, und ich denke, ich darf da für alle Beteiligten sprechen! Ganz herzlichen Dank dafür!
Ich freue mich über Eure Meinung!