Anfang Juli haben wir 50 Jahre Abitur gefeiert. 50 Jahre Abitur! Mein Gott, warum fühlt man sich eigentlich nie so alt, wie es einem die Jubiläumszahlen suggerieren wollen?
Das Fest fand im Saarland statt, in Saarlouis, der Nachbarstadt unseres damaligen Schulorts. Wir haben uns für Saarlouis entschieden, weil das eine hübschere Stadt ist als die, wo wir damals zur Schule gingen. Die meisten Mitabiturientinnen (die Jungs aus der Parallelklasse haben getrennt gefeiert) sind nach dem Studium im Saarland geblieben oder wieder dorthin zurückgekehrt – die Saarländer sind für ihre Heimatverbundenheit bekannt. Die restlichen haben sich für ein Leben in anderen Teilen Deutschlands oder im Ausland entschieden.
Fast alle sind gekommen. Es war sehr lustig. Von den 18 ehemaligen Mitschülerinnen, die die Reise auf sich genommen haben, habe ich einige seit tatsächlich 50 Jahren nicht mehr gesehen, und außer zweien oder dreien, die ich nicht wiedererkannt hätte, wenn sie ihren Namen nicht genannt hätten, sahen alle aus wie damals. Bis auf ein paar Falten natürlich, oder, bei den Naturbelassenen, das ergraute Haar. Ganz schnell waren wir miteinander wieder so vertraut, als hätten wir uns erst kürzlich zuletzt gesehen. Faszinierend, wie Gestik, Mimik, die Art zu sprechen und sich zu bewegen bei den meisten genau gleich waren wie damals, als wir zusammen zur Schule gingen. 50 Jahre gelebtes Leben haben uns also in unseren grundsätzlichen Wesenszügen nicht verändert. Entsprechend haben einige beachtliche Karrieren hingelegt, andere haben ein eher betuliches Leben geführt. Die meisten haben sich jedenfalls so entwickelt, wie man es damals vorausgesagt hätte.
Da war zum Beispiel die Macherin, unsere frühere Klassensprecherin. Sie hat das Programm für unser Abiturtreffen, wie erwartet, perfekt organisiert. Da war die Schöne, die auch heute noch aussieht, als sei sie 20 Jahre jünger (zumindest aus einigem Abstand). Und da waren die Kluge, die mehrere Studien absolviert hat, und die Betuchte, die frei von materiellen Sorgen durch die Welt gezogen ist und mit einer bekannten Popgröße liiert war. Eine Überraschung war die einst so Stille und Unauffällige, die sich zu einer recht Wilden gemausert hat und die über das sicher unkonventionellste Leben von uns allen zu berichten wusste. Auch die alten Freundinnen-Grüppchen haben sich schnell wieder gebildet. Wer schon früher alles miteinander gemacht hat, hat auch jetzt wieder zusammengefunden. Schön fand ich, dass es auch zwischen denen, die sich damals in der Schule wenig zu sagen hatten, einen interessierten Austausch gab.
Und was machen die Mädels heute so, in der dritten Hälfte ihres Lebens? Die einen verfügen über genug Mittel, um ein unbeschwertes Rentnerdasein zu führen. Sie berichten von spannenden Reisen und extravaganten Hobbies. Andere arbeiten noch genauso weiter wie bisher, freiwillig und aus Begeisterung oder aus materiellem Zwang.
Die Themen fokussierten sich erwartungsgemäß auf den beruflichen Werdegang, auf Familie, Gesundheit, Mode, Reisen und vor allem: auf DAMALS!
„Wisst ihr noch?“ diese Frage war oft der Auslöser für einen Schlagabtausch von Anekdoten, Erinnerungen und Geschichten. Erstaunlich, wieviele Details aus unserem Schülerinnenleben noch lebendig waren. Manche konnten im Wortlaut die Bonmots gewisser Lehrer zitieren oder sie mit ihren speziellen Eigenheiten herrlich treffend imitieren. Viele haben sich an Namen und Ereignisse erinnert, die ich längst vergessen hatte. Wir haben sehr viel gelacht!
Nach zwei Tagen voller Spaß, aber auch ein bisschen Wehmut, voller Albernheit, aber auch ernster Gespräche ging es ans Abschiednehmen. Und wir beschlossen, uns schon nächstes Jahr wiederzusehen. Dann in Wien, wo eine der Freundinnen als Ärztin lebt und arbeitet. Denn wer weiß, wieviele von uns das nächste runde Abiturjubiläum noch erleben? Wobei – jemand erzählte von einem 70-Jahre-Abiturtreffen, an dem immerhin sechs Überlebende teilgenommen haben, vier davon mit Rollator. Na also, geht doch!!
Ich freue mich über Eure Meinung!