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EigenSinnBücherLuis Sepúlveda und die Entdeckung der Langsamkeit
Eine Geschichte, die etwas Licht in eine trübe Zeit bringt! Foto: Ulrike Ziegler

Lektüre, die in schwierigen Zeiten glücklich macht

Luis Sepúlveda und die Entdeckung der Langsamkeit

Ich bin ein Fan von den Geschichten des chilenischen Autors Luis Sepúlveda, einem Verfechter des »Fröhlichen Verzichts« und damit der aktuell so dringend notwendigen Wachstumswende. Er versteht es wunderbar, in seinen einfachen Fabeln Anspielungen und Symbole zu verstecken, in denen wir (erwachsenen) Leser uns und unser gesellschaftliches (Fehl)Verhalten wiedererkennen.

Autorin: Ulrike

Schon die erste Geschichte, die ich von diesem wunderbaren Autor gelesen habe, hat mich begeistert. Sie heißt: »Historia de una gavota y del gato que le enseñó a volar« (Wie der Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte) und handelt von dem Hafenkater Zorbas, der einer sterbenden Möwe verspricht, das Ei, das sie mit letzter Kraft legt, nicht nur nicht aufzufressen, sondern es auszubrüten, das Küken aufzuziehen und ihm im gegebenen Moment das Fliegen beizubringen.
Den Umständen entsprechend – sie wächst inmitten einer Gruppe von Katern auf und für sie ist Zorbas die »Mami« – hat die kleine Möwe ein Identitätsproblem.

Die Geschichte von dem Kater, der der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte, ist bei Reclam erschienen. Foto: Ulrike Ziegler

Und wie dies von Zorbas und seinen Katerfreunden auf höchst kreative Weise gelöst wird und sie dem Vogel schließlich die Lust aufs Fliegen nahebringen, ist so voller Witz und liebevoller Details, aber auch voll hintergründiger Anspielungen auf die Menschenwelt beschrieben, dass ich das Büchlein schon mehrmals an Erwachsene verschenkt habe – mit großem Erfolg.

Ein Rebell auf Wanderschaft

Und nun die Geschichte von der Schnecke, die gegen die selbstgenügsame Zufriedenheit ihrer Artgenossen aufbegehrt und wissen will, warum sie sich alle so unendlich langsam fortbewegen und warum keine von ihnen einen Namen hat, sondern alle nur »Schnecke« heißen.
Das Büchlein heißt »Historia de un caracol que descubrió la importancia de la lentitud« (auf deutsch: Der langsame Weg zum Glück).
Die alten Mit-Schnecken, genervt von der impertinenten Fragerei des jungen Rebelde (Rebell, wie er später von seiner Freundin, der ebenfalls sehr langsamen, aber auch sehr klugen alten Schildkröte Memoria genannt wird), verbannen ihn von ihrer Wiese, die ihnen mit ihrem saftigen Löwenzahn als das Paradies erscheint.

Ein neuer Lebensraum wird gefunden

Auf seiner sehr langsamen Wanderschaft lernt Rebelde von weisen Wesen wie Uhu und Schildkröte die Vorteile der Langsamkeit kennen. Er erfährt aber auch von der Gefahr durch die Menschen, die die Löwenzahnwiese asphaltieren wollen und mit ihren Monster-Wesen aus Eisen alles töten werden, was sich auf das schwarze Band des Asphalts wagt.

Vergeblich versucht Rebelde, die Schnecken der Löwenzahnwiese von der drohenden Gefahr zu überzeugen. Es gelingt ihm schließlich, eine kleine Gruppe von jüngeren Schnecken zu überreden, mit ihm zusammen neuen Raum zum Überleben zu suchen. Nach einigen Abenteuern, bei denen mehrere von ihnen ihr Leben lassen müssen, gelingt es ihnen, ein neues Löwenzahn-Paradies zu finden.

Foto: Ulrike Ziegler
Foto: Ulrike Ziegler

Sepúlveda hat einmal zur Entstehung der Geschichte erzählt, dass einer seiner Enkel ihn beim Betrachten einer Schnecke gefragt hat, warum diese Tiere so langsam sind, und der Opa hat ihm versprochen, das für ihn herauszufinden und darüber eine Geschichte zu schreiben.

Anspielungen auf die menschliche Gesellschaft

Aber auch wenn diese kleine Fabel für Kinder geschrieben scheint, ist die Geschichte dem Autor so wunderbar gelungen, so humorvoll und zugleich voller Anspielungen auf die Schwächen der menschlichen Gesellschaft, dass es genauso genussvoll ist, sie als Erwachsener zu lesen, wie sie kleinen Kindern vorzulesen.

Ich bin inzwischen geradezu ein Fan von Luis Sepúlveda. Der gebürtige Chilene, der nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Regisseur und Journalist gearbeitet hat und politisch (zum Beispiel im Umweltschutz) sehr aktiv war, hat viele Jahre in Hamburg, Istanbul und Frankreich im Exil gelebt hat und ist 2020 in Spanien an einer Covid-Erkrankung gestorben. Er wurde 70 Jahre alt.

Es ist sehr schade, dass wir keine neuen Werke mehr von ihm erwarten dürfen. Aber er hat im Laufe seines Lebens so viele Texte geschrieben (und dafür auch verschiedene literarische Preise bekommen), dass es noch Einiges von ihm zu entdecken gibt.
Ich freue mich darauf!

Sepúlvedas Tier-Geschichten sind auch für nicht allzu versierte Kenner des Spanischen gut zu lesen. Die hier erwähnten Titel – und weitere – sind in der Reihe Fremdsprachentexte bei Reclam erschienen, mit Erklärungen der schwierigeren Wörter und einem Nachwort zu Leben und Werk des Autors.

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