Der Roman der jungen marokkanisch-französischen Autorin Leila Slimani handelt von einem typischen jungen Paar unserer Zeit: Myriam und Paul sind gut situiert, wollen beide beruflich Karriere machen, aber auch auf Kinder nicht verzichten. Um beides bestmöglich unter einen Hut zu bringen und dabei irgendwie alles richtig zu machen, suchen sie eine vertrauenswürdige Nanny, die sie in Louise auch finden.
Louise liebt die Kinder und die Kinder lieben ihre Nounou. Diese meistert ihre Aufgabe so perfekt, dass die jungen Eltern, die sie bald wie ein Familienmitglied behandeln, von all ihren Freunden beneidet werden. Louise, von deren psychischen Abgründen sie nichts ahnen, wird immer unentbehrlicher für Myriam und Paul. Für sie selbst, die vereinsamte und vom Schicksal gebeutelte fünzigjährige Frau, bedeutet die Familie, deren Kinder sie so liebevoll versorgt, Halt und Lebenssinn. Wie mit unsichtbaren Fäden, von den Eltern unbemerkt, hält sie die Familie zusammen, immer größer wird ihre Macht.
Die gegenseitige Abhängigkeit spitzt sich mehr und mehr zu, bis es zu der entsetzlichen Tat kommt, die in den ersten Sätzen angedeutet wird.
In einer klaren und konzentrierten Sprache und im distanzierten Stil einer Reportage erzählt Leila Slimani die unheilvolle Entwicklung der Beziehung zwischen Louise und den Eltern der zwei kleinen Kinder, die im Lauf der Geschichte für sie zur einzigen Daseinsberechtigung werden. Es gelingt der Autorin, aus einer eigentlich alltäglichen Situation ein unheimliches, mitreißendes Drama zu schaffen, beklemmend und schmerzhaft und mit einem unausweichlich schrecklichen Ende.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und ich empfehle es allen, die gut geschriebene, spannende und psychologisch glaubwürdige Geschichten lieben.
Das französische Original mit dem Titel „Chanson douce“ wurde mit dem Prix Goncourt 2016 ausgezeichnet.
Marianne Faille-Häbele schreibt
Chère Ulrike,
Merci pour ton blog et tes mots ! Félicitations !
J´ai lu le livre en français et moi aussi je ne l´ai pas lâcher.
Même si je n´ai pas encore atteint mes 60 ans, je te suis…
Chaleureusement, Marianne
Ulrike schreibt
Chère Marianne, merci bien de ton commentaire et tes mots gentils. J’ai aussi lu le livre en français, et j’ai beaucoup apprécié la langue de l’auteur – sans parler de l’histoire effrayante et captivante. J’espère que la traduction en allemand soit adéquate.
Merci de me suivre! J’espère bien qu’il n’y aura pas de déceptions … tu me diras franchement!