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Das Geschenk der späten Jahre

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EigenSinnPersönlichesAusflug in die Erinnerung
Die Aussicht kam mir so bekannt vor! Foto: Stephan Bleek
Diese Aussicht kam mir so bekannt vor! Foto: Stephan Bleek

Eine berührende Fahrt nach Österreich

Ausflug in die Erinnerung

Wir wollten einen der letzten Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs treffen, doch wir kamen zu spät. Durch einen Zufall wurde die Fahrt dann zu einer Reise in meine eigene Vergangenheit.

Autorin: Ulrike

Kürzlich haben wir hier im Wörthseer Biergarten ein sehr nettes älteres Paar aus der Nachbarschaft kennengelernt. Wir kamen miteinander ins Gespräch, und dabei haben wir auch erzählt, dass wir für unser Eigenleben-Magazin interessante ältere Menschen porträtieren, die in ihrem Leben zum Beipiel etwas Besonderes erlebt oder getan haben oder noch tun.
Herr P. erzählte daraufhin von seinem 101-jährigen Onkel, dem Bruder seiner Mutter, der in Österreich lebe und der einer der letzten Piloten gewesen sei, die im 2. Weltkrieg unter schwierigsten Bedingungen Essen und Material für die eingeschlossene Armee nach Stalingrad›› bringen mussten.
Und Herr P. fragte, ob wir Interesse hätten, diesen Onkel aufzusuchen und seine Erinnerungen in Wort und Bild zu dokumentieren?

Das zerstörte Stalingrad im Winter 42. Foto: Sputnik. Georgi Zelma
Das zerstörte Stalingrad im Winter 42. Foto: Sputnik. Georgi Zelma

Natürlich fanden wir es überaus spannend, mit einem der letzten lebenden Zeitzeugen zu sprechen. Umso mehr, als wir hörten, dass der Onkel vor einiger Zeit bei den P.s zu Besuch war und den Enkeln so anschaulich aus dieser furchtbaren Zeit zu erzählen wusste, dass diese ihm stundenlang fasziniert gelauscht hatten.

Es war klar, dass wir angesichts des hohen Alters des Onkels mit diesem Vorhaben nicht allzu lange warten sollten.
Es wurde ein Termin gefunden und Herr P. wollte nach einem Telefonat mit seinem Onkel Bescheid geben, ob dieser mit unserem Kommen einverstanden sei.

Der Onkel willigte tatsächlich ein, obwohl er, wie er sagte, sich in letzter Zeit sehr müde fühlte. Er erwähnte auch, dass er jede Nacht von Stalingrad träumte – vielleicht hoffte er, sich durch ein Gespräch von den schrecklichen Erinnerungen ein wenig befreien zu können.
Dann war es soweit. Herr und Frau P. holten uns frühmorgens ab und wir fuhren gemeinsam ins Salzburger Land, wo der alte Herr in einem Seniorenheim lebte.

Wir sind zu spät gekommen

Als wir gegen 11 Uhr ankamen, bereitete uns eine Pflegerin darauf vor, dass es dem Onkel seit ein paar Stunden gar nicht gut gehe.
Herr P. ging daraufhin allein in dessen Zimmer – und als er nach einer längeren Weile wieder herauskam, sagte er uns mit Tränen in den Augen, dass sein Onkel im Sterben liege.

Wir waren zu spät gekommen.

Das Flüsschen Mur im Lungau. Foto: Wikipedia
Das Flüsschen Mur im Lungau. Foto: Wikipedia

So traurig diese Wendung der Dinge auch war, so war es zugleich auch eine irgendwie glückliche Fügung, dass wir genau an diesem Tag dort hingefahren waren – war der Sterbende doch so in seinen letzten Stunden nicht allein, und der Neffe hatte Gelegenheit, dem Lieblingsbruder seiner Mutter nah zu sein.

Als wir später die Rückfahrt antraten, war die Stimmung zwar gedrückt, und doch haben diese – eigentlich erfolglose – Reise nicht bereut. Das Ehepaar P. hat viel von der Familie und den spannenden Stationen des eigenen Lebens erzählt – es waren bereichernde Stunden, die wir zusammen im Auto verbrachten.

Eine ganz persönliche Überraschung

Für die Rückfahrt war ein kleiner Umweg über Westendorf in Tirol geplant, wo die Ps. seit Jahren ein kleines Holzhaus in traumhafter Lage besitzen. Sie wollten dort etwas holen, was sie beim letzten Aufenthalt vergessen hatten.

Und hier gab es dann für mich noch eine ganz persönliche Überraschung.

Ich kannte den Ort. Vor sehr vielen Jahren – damals lebte ich mit meiner Familie noch in Heidelberg – hatte mein Bruder hier auf einem Bauernhof eine kleine Ferienwohnung gemietet, wo wir uns öfters zum Skifahren getroffen und wo wir viele lustige Abende in großer Runde verbracht haben.

Wiesenhang über Westendorf. Foto: Stephan Bleek
Wiesenhang über Westendorf. Foto: Stephan Bleek

Ich erinnerte mich, dass der Bauernhof hoch oben an einem Wiesenhang gelegen hatte. Es gibt hier aber viele solche Bauernhöfe, und vom Tal aus war es mir unmöglich, zu erkennen, welcher es gewesen sein könnte. Und außerdem – nach mehr als 40 Jahren – und all den neugebauten Häusern überall …

Doch schon als wir die kurvenreiche Straße den Berg hinauffuhren, kam mir dieser Weg bekannt vor. Und genauso war es bei dem traumhaften, weiten Blick über das Tal auf die gegenüberliegenden Bergrücken – irgendwie wusste ich, hier war ich schon mal, das kenne ich doch!

Und als wir dann vom Haus auf das schmale Bergsträßchen einbogen, das uns wieder ins Tal hinunterbringen sollte, sah ich aus dem Augenwinkel eine Kurve weiter oben ein Haus, und ich wusste sofort: hier war es! Der damalige Vermieter meines Bruders war der Westendorfer Nachbar der Familie P. aus Wörthsee, die dort jetzt auch unsere Nachbarn sind! Was für ein unglaublicher Zufall!

Das Haus war unverändert, ich habe es eindeutig wieder erkannt!

Nichts ist mehr, wie es war …

Und ein Erinnerungssturm ist in mir losgebrochen, der mich tief aufgewühlt hat …

Nichts ist mehr so, wie es damals war. Mein Bruder ist tot, vor mehr als 20 Jahren viel zu jung verstorben. Alte Beziehungen sind zerbrochen, Freunde verloren.
Nur die Kinder, die damals noch klein waren, sind da, erwachsen und zum Teil heute selbst Eltern.

So hat dieser Ausflug, der eigentlich den schrecklichen Erinnerungen eines greisen Zeitzeugen galt, der genau an diesem Tag sein Leben beendet hat, durch eine ungeahnte Fügung andere, schöne und zugleich traurige Erinnerungen geweckt, die mein eigenes Leben betreffen.

Es war ein denkwürdiger Tag, in jeder Hinsicht.

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